Es ist schwer, Psychoanalyse als Vereinzelter zu treiben. Es ist ein exquisit geselliges Unternehmen. Es wäre doch viel schöner, wir brüllten oder heulten alle miteinander im Chor und im Takt, anstatt daß jeder in seinem Winkel vor sich hin murrt.
(Sigmund Freud an Georg Groddeck)
Wo Es war, soll Ich werden – soll das Subjekt sich verursachen lassen: bejahen und übernehmen.
(Lacans Rückkehr zu Freud wiederholt)
Les non-dupes errent {Les noms du père}
(Jacques Lacan)
Das Seyn ist der Anfang. Das Er-eignis ist die Anfängnis des Anfangs
Wenn das Seyn »Anfang« ist und »Ereignis«
(Martin Heidegger)
Hier gilt es alles zu lassen
(Schelling)
Die Kölner Akademie für Psychoanalyse Jacques Lacan versteht sich als Ort der Bildung der Psychoanalyse, wie er in unseren Lacan-Fragmenten beispielhaft zum Ausdruck kommt.
Ausgangspunkt des Lernens, Lehrens und Forschens der Akademie ist die Lektüre der Wege Sigmund Freuds durch Jacques Lacan, wie er sie wundersamer Weise, unter Einbezug der Dichtung, der Philosophie, der Wissenschaften, der Künste und der Psychoanalysen, jene überaus und hinaus verwandelnd, gezeigt, gesprochen und geschrieben hat. Diese haben wir uns verpflichtet, als maßgebend auch für unsere eigene Lektüre zu machen, mit Lacan hinter Lacan zurück und über ihn hinaus. Ausgang nehmen wir dabei wesentlich, von einem seiner Enden, nämlich seiner späten Konzeption des Sinthoms (sinthome) (Ablösung vom Glauben an das Symptom, mithin der Verheißung vollen Genießens, über jene durch Deutung hinaus, durch entleerende Reduktion und schöpferische Transformation symptomatischer Widerständigkeiten: Identifikation mit Sinthom als Vertäuung singulären Genießens und Daseins-Gehaltenheit in nuce) in ihrem Zusammenhang mit den Verknüpfungsweisen der Ordnungen und Register des Realen (Un-möglichen), Symbolischen (Sprachlichen) und Imaginären (Bildhaften) (RSI) in Theorie und Praxis der Psychoanalyse. Es ist dieser ihr Name, der sich dabei nicht zuletzt, über sich selbst zu wundern lernt. Geht es dabei doch keineswegs nur um die Psyche, gleichsam nicht nur um Analyse. Auch ihr Schibboleth – das Unbewußte – lernt sich namentlich, über sich selbst zu wundern …
Bei alledem dürfte schon mit aufscheinen, dass die Psychoanalyse keine ‚Methode‘ ist, allein im heideggersch-griechisch wörtlichen Sinne des ‚Weges-hinüber-zu‘ (μέθοδος). Leitend ist ihr gleichwohl anders, ihre Ethik, welche wir wiederum von einem ihrer wesentlichen Enden her entfalten, der verwandelnden Wiederholung der früheren ‚Ethik des Begehrens‘ (désir) – über die ‚ethische Verfassung des Unbewußten‘ (‚Wo Es war …‘) und die ‚Ethik des Gut-Sagens‘ (l’éthique du bien-dire) – in einer späteren ‚Ethik des Genießens‘ (jouissance). –– Voilà, encore! ‚Immer noch eine Anstrengung mehr‘: diesem Sein und Werden …!
Vielleicht ist es am Ende nicht zu gewagt zu sagen und vielleicht mag es tatsächlich als ein Leitspruch dienen, dass der Psychoanalyse Anfang, immer nur in ihrer Überwindung, jäh und je zu liegen vermag: dass sie immer nur ‚wie Phönix aus der Asche‘ …
Jedoch, etwas beruhigender Weise, vermag sich dieser Weg zugleich als ein „Unterwegs zur Sprache“ (Heidegger) halten, das seine frühesten Anfänge von Heraklits ‚Logos‘ (λόγος) (Sprache als Erfahrungs-Ort ewig sich wandelnder Gegenwendigkeiten, des Sprachwesens Mensch im Sein als ewigem Fließen, der ‚lesenden Lege‘, als Versammlung-Zerstreuung, als Ur-Strukturierung, als Wahrheits-Geschehen, als bewegtes Geheimnis, als Verbergen und Entbergen sowie als Ur-Spur und vor-anfängliche Ethik) und Platons ‚Eros‘ (ἔρως) (Liebe, Übertragung, Begehren und Verführung – Ur-Inszenierung des analytischen Begehrens), von weit her erfahren darf …
An den überwiegenden Veranstaltungen der Akademie kann bei Interesse mit persönlicher Anmeldung gegen einen Beitrag teilgenommen werden: wir laden Sie herzlich dazu ein!
Über eine etwaige Mitgliedschaft, bei weitergehendem Engagement, entscheidet im Falle der Bewerbung das Leitungsgremium der Akademie.
Einige Veranstaltungen haben spezifische Zugangsvoraussetzungen, zum Beispiel Erfahrungen in der klinisch-praktischen Arbeit.
Dem Leitungsgremium der Akademie gehören an:
Klaus Findl (Kunst, Theater und Film)
Karin Schlechter (Kunst und Kunstwissenschaft)
Martin Seidensticker (Philosophie und Geisteswissenschaft)
Die Akademie wurde im Jahre 2011 durch Dr. med. Michael Meyer zum Wischen gegründet.
Martin Seidensticker, Köln im Februar 2020 – künstlerische Gestaltung: Karin Schlechter