„Die Psychoanalyse, das ist ein eine Chance, eine Chance, neu anzufangen.„1
„Das Ziel meiner Lehre, nun ja, das wäre, Psychoanalytiker zu machen, die dieser Funktion gewachsen wären, die sich das Subjekt nennt, weil es sich erweist, dass nur von diesem Gesichtspunkt aus man richtig sieht, worum es in der Psychoanalyse geht.“2
„Das Minimum wäre, dass die Psychoanalytiker sich dessen vergewissern, dass sie Dichter sind. Es ist das, was es an Merkwürdigem gibt. Es ist sogar sehr merkwürdig.“3
„Es ist eine Erfahrung [die Psychoanalyse], bei der der Psychoanalytiker in die Sache verwickelt ist, und es gibt im Übrigen keinen Psychoanalytiker, der es auch nur wagen würde zu versuchen, das zu bestreiten. Nur muß man wissen, was geschieht. Weniger da als anderswo kann man verkennen, dass die wahre Triebfeder einer wissenschaftlichen Struktur ihre Logik und nicht ihre empirische Seite ist.“4
„Man fing nun an, den von Freud entdeckten Satz zu wiederholen: es spricht, und gewiss dort, wo man es am wenigsten erwartete, dort wo es leidet.“5
„Die Heilung ist ein Anspruch, der von der Stimme des Leidenden ausgeht, eines der an seinem Körper oder an seinem Denken leidet. Das Erstaunliche ist, daß es Antwort gibt und daß seit jeher die Medizin mit Worten zu Treffern gekommen ist.“6
„Ich erinnere mich, die Empörung dieser Sorte Mitbrüder provoziert zu haben, die sich bei Gelegenheit hinter ich weiß nicht was für einer Anschwellung guter Gefühle in Schutz zu bringen wissen, die dazu bestimmt sind, ich weiß nicht wen zu beruhigen, als ich sagte, dass in der Analyse die Heilung als Überschuss käme.“7
„Der analytische Diskurs nun, er verspricht etwas: Neues einzuführen. Dies, das ist ungeheuer, in dem Feld, aus dem sich das Unbewußte produziert, denn seine Auswegslosigkeiten (impasses) enthüllen sich ja, unter anderen gewiss, aber vor allem in der Liebe.“8
„Die Psychoanalyse würde Ihnen mit Sicherheit zu hoffen erlauben, das Unbewußte ans Licht zu ziehen, dessen Subjekt Sie sind. Aber jedermann weiß, daß ich keinen dazu ermuntere, keinen, dessen Begehren nicht entschieden wäre.“9
„Von dieser Praxis, welche die Analyse ist, habe ich zu sagen versucht, wie ich sie suche, wie ich sie erwische. Ihre Wahrheit ist beweglich, enttäuschend, gleitend. Sind Sie nicht in der Lage, zu verstehen, dass dies so ist, weil die Praxis der Analyse sich über den Weg der Täuschung zu einem Erwerb des Wahren vorwagen muß? Denn die Übertragung ist überhaupt nichts anderes, die Übertragung in das, was am Ort/anstelle des Anderen keinen Namen (Nom) hat.“10
„Nun gut, die Psychoanalyse ist gegenwärtig die vielleicht einzige Disziplin, die mit diesen freien Künsten [der mittelalterlichen Gelehrsamkeit] vergleichbar wäre, wegen dem, was sie von diesem Maßverhältnis des Menschen zu sich selbst bewahrt – ein innerliches Verhältnis, in sich selbst geschlossen, unerschöpflich, zyklisch, das vornehmlich der Gebrauch des Sprechens in sich enthält.“11
„Eben darin ist die analytische Erfahrung nicht entscheidend objektivierbar. Sie impliziert stets innerhalb ihrer selbst das Auftauchen einer Wahrheit, die nicht gesagt werden kann, das sie konstituiert wird, durch das Sprechen, und man gewissermaßen das Sprechen selbst sagen müsste, was eigentlich das ist, was als Sprechen nicht gesagt werden kann. “12
„Der Mythos ist das, was etwas eine diskursive Formel gibt, das nicht in die Definition der Wahrheit übertragen werden kann, da die Definition der Wahrheit sich nur auf sich selbst stützen kann, und da das Sprechen sie konstituiert, insofern es sich vorarbeitet. Das Sprechen kann weder sich selbst noch die Bewegung des Zugangs zur Wahrheit wie eine objektive Wahrheit erfassen. Es kann sie nur ausdrücken – und dies auf eine mythische Weise.“13
„Zunächst ein Prinzip: der Psychoanalytiker autorisiert sich allein durch sich selbst. Dieses Prinzip ist in den ursprünglichen Texten der École eingeschrieben und entscheidet über ihre Position.„14
[Paradoxalität von Übermittlung und Singularität – es gibt k/eine Transmission.]
1. Jacques Lacan: Meine Lehre, ihre Beschaffenheit und ihre Ziele [1968]. In: Jacques Lacan: Meine Lehre. Wien: Turia und Kant 2008. S. 85.
2. Jacques Lacan: Platz, Ursprung und Ziel meiner Lehre [1967]. In: Jacques Lacan: Meine Lehre. Wien: Turia und Kant 2008. S. 53.
3. Ebd. S. 54.
4. Ebd. S. 58.
5. Jacques Lacan: Das Freudsche Ding oder der Sinn einer Rückkehr zu Freud in der Psychoanalyse [1955]. Wien: Turia und Kant 2005. S. 30.
6. Jacques Lacan: Television [1974]. Weinheim, Berlin: Quadriga 1988. S. 64.
7. Jacques Lacan: Das Seminar. Buch X (1962÷63): Die Angst. Wien: Turia und Kant 2010. S. 78.
8. Jacques Lacan: Television. [1974]. Weinheim, Berlin: Quadriga 1988. S. 81.
9. Ebd. S. 93.
10. Jacques Lacan: Einführung in die Namen-des-Vaters [1963]. In: Namen-des-Vaters. Wien: Turia und Kant 2006. S. 101.
11. Jacques Lacan: Der individuelle Mythos des Neurotikers oder Dichtung und Wahrheit in der Neurose [1952]. Wien: Turia und Kant 2008. S.10.
12. Ebd. S. 10f.
13. Ebd. S. 11.
14. Jacques Lacan: Proposition du 9 octobre 1967 sur le psychanalyste de l’École. In: Autres Écrits. Paris: Seuil 2001. S. 243. (Übersetzt von Oudée Dünkelsbühler)